Die Psychologinnen: Was ist los im Kopf?

Mini-Folge 9: Emotionsregulation

Julia Pouly und Katja Tressel Season 2 Episode 9

Wusstest du, dass du deine Emotionen aktiv beeinflussen kannst – von der Entstehung bis zur Reaktion?

In unserer neuen Podcastfolge sprechen wir darüber, wie Emotionsregulation funktioniert und welche Strategien du nutzen kannst, um deine Gefühle besser zu verstehen und zu steuern.

Hör rein und entdecke deine emotionale Superkraft!

Hosts: Julia Pouly und Katja Tressel

Musik von ComaStudio
Coverphoto von Julia Pouly @lens_ofthemind 

Schreibt uns gerne eine Nachricht.

Katja Tressel: Willkommen beim Adventskalender von Was ist los im Kopf.

Julia Pouly: Wir sind die Psychologinnen, und in der heutigen Mini-Folge geht es um Emotionsregulation.

Katja Tressel: Was für ein Wort. Emotionen sind ja ganz wichtig für unser Leben, und manchmal, vielleicht gerade in der Vorweihnachtszeit, scheinen sie uns aber zu überwältigen. Was können wir da tun?

Katja Tressel: Es gibt Mechanismen, die man als Emotionsregulation bezeichnet, und die helfen uns, besser mit unseren Gefühlen umzugehen. Wir können unsere Emotionen so beeinflussen, dass wir trotzdem unsere Ziele erreichen oder unsere Bedürfnisse erfüllt bekommen.

Julia Pouly: Und das ist schön, dass es hier um die eigenen Gefühle geht und nicht um die Gefühle anderer Menschen.

Katja Tressel: Richtig. Denn die Gefühle der anderen können wir, wenn überhaupt, nur minimal beeinflussen. Wir können vielleicht Freude oder Dankbarkeit bei einem anderen Menschen hervorrufen oder jemanden ärgern, aber im Grunde geht es heute darum, was kann ich tun, wenn mich meine eigenen Gefühle überwältigen.

Julia Pouly: Jeder ist selbst verantwortlich für seine eigenen Gefühle.

Katja Tressel: Genau. Und wer sich damit beschäftigt hat, ist natürlich wieder mal ein Psychologe – James Gross. Was versteht der unter Emotionsregulation?

Katja Tressel: Er versteht darunter alles, was die Intensität, die Dauer und die Art unserer Emotionen beeinflusst. Das klingt vielleicht ein bisschen technisch, aber es bedeutet, dass wir steuern können, wie stark und wie lange wir welche Emotionen erleben.

Katja Tressel: Der Gross hat sich überlegt, wie eine Emotion überhaupt entsteht. Sie kann in einer Situation entstehen, weil ein Reiz passiert, auf den wir unsere Aufmerksamkeit lenken. Dann denken wir darüber nach und füllen etwas dazu.

Katja Tressel: Wenn ihr mehr dazu wissen wollt, hört euch unsere große Podcast-Episode über Emotionen an, da besprechen wir das noch genauer.

Katja Tressel: Was Gross sagt, ist, dass man an zwei Stellen eingreifen kann: Entweder bevor eine Emotion überhaupt entsteht, oder wenn die Emotion schon da ist, was kann man dann tun?

Katja Tressel: Was kann man also tun? Zuerst: Kann ich auswählen, gehe ich in diese Situation oder nicht? Das kann, blöderweise, manchmal zu Vermeidungsstrategien führen, was langfristig eher ungünstig ist. Aber zunächst kann ich sagen: "Nein, das ist mir unangenehm, da gehe ich nicht hin." Oder: "Ich gehe da hin, aber was könnte ich tun, um die Situation für mich so gut wie möglich zu gestalten?" Wenn ich einen Vortrag halten muss, aber sehr aufgeregt bin, was kann ich tun, um meine Aufregung zu senken?

Katja Tressel: Ich kann meine Aufmerksamkeit weglenken und sagen: "Das ist vielleicht ärgerlich, aber ich denke jetzt nicht weiter darüber nach, sondern konzentriere mich auf etwas anderes." Oder: "Was könnte an der Situation gut sein?" Wir haben ja diesen Negativ-Bias im Gehirn, und es hilft, die Aufmerksamkeit zu lenken und zu schauen: "Was sind die guten Aspekte an dem, was jetzt auf mich zukommt?"

Julia Pouly: Da gibt es auch noch eine Mini-Folge zum Thema Reframing, also dem Umdeuten.

Katja Tressel: Genau, das ist genau das, was damit gemeint ist.

Katja Tressel: Wenn die Emotion dann schon da ist, kann ich versuchen, mich möglichst schnell abzukühlen, vielleicht ein bisschen Bewegung, wenn ich ärgerlich oder wütend bin, oder mal tief durchatmen, wenn ich ängstlich bin. Ich kann auch versuchen, meinen Emotionsausdruck nicht sofort meinem Gegenüber in voller Breite mitzuteilen, was ich gerade fühle.

Julia Pouly: Da ist es wichtig zu schauen, in welchem Kontext man sich befindet. Es ist immer gut, seine Emotionen zu fühlen, aber es gibt oft Momente oder Kontexte, wie im Arbeitskontext oder in sozialen Situationen, wo man sich zuerst überlegen sollte: "Okay, ich bin jetzt total wütend. Muss ich das jetzt wirklich ausdrücken?" Manchmal geht es darum, die Situation zu einem Ende zu bringen, was okay ist.

Katja Tressel: Genau. Zum Beispiel, wenn man viel im Dienstleistungsbereich arbeitet, kann es helfen, die Emotionen runterzuregulieren, um gut mit der Situation umzugehen. Es gibt viel Forschung in der Arbeitspsychologie dazu.

Katja Tressel: Letztlich muss man aufpassen, dass man seine Emotionen nicht immer unterdrückt, sondern flexibel im emotionalen Ausdruck bleibt. Wenn man den Ärger immer nur runterschluckt, könnte das dazu führen, dass das Gegenüber denkt, es sei in Ordnung, so mit einem umzugehen. Manchmal ist es auch wichtig, der Emotion Ausdruck zu verleihen.

Julia Pouly: Ganz zu schweigen von den psychischen Symptomen, die dann manchmal unvermittelt auftauchen.

Katja Tressel: Welche wären das?

Julia Pouly: Ja, zum Beispiel Magenschmerzen oder andere psychosomatische Symptome. Das ist ein Thema, das wir vielleicht auch noch einmal besprechen können.

Katja Tressel: Ja.

Julia Pouly: Es ist auch nicht unumstritten, aber es gibt durchaus Menschen, die sagen: "Ich kriege einen Hautausschlag, wenn ich mit dieser einen Person ständig gestritten habe und ich konnte nicht sagen: 'Halt, stopp'." Also, es macht schon Sinn, auf den eigenen Körper zu achten und andere Wege zu finden.

Katja Tressel: Ja, genau, weil der Körper merkt es. Wenn wir eine Emotion unterdrücken, bleibt die körperliche Reaktion trotzdem da. Wenn wir uns nie damit beschäftigen, was uns nervt, wird der Körper auf lange Sicht immer heftiger reagieren.

Katja Tressel: Aber auch dazu gibt es mehr in der großen Folge zum Thema Emotionen.

Katja Tressel: Jetzt waren wir ein bisschen fixiert auf die "negativen" Emotionen, aber wir hoffen, dass ihr etwas mitnehmen könnt, darüber, wie ihr eure Emotionen regulieren könnt und wann.

Katja Tressel: Wir freuen uns auf die nächste Folge mit euch. Bis morgen!

Julia Pouly: Bis morgen.



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