Die Psychologinnen: Was ist los im Kopf?

Mini-Folge 13: Konstruktivismus - Wie wir unsere Realität gestalten

Julia Pouly und Katja Tressel Season 2 Episode 13

Was ist eigentlich "Realität"? Gibt es eine objektive Wirklichkeit, auf die wir uns einigen können?  

Der Konstruktivismus - ein einflussreicher Denkansatz in der Psychologie und Philosophie - liefert spannende Antworten auf diese Fragen! Es geht um die Theorie, dass wir unsere Welt konstruieren und nicht objektiv wahrnehmen. Unsere Erfahrungen, unsere Annahmen über die Welt und wie wir mit anderen kommunizieren, spielen eine entscheidende Rolle.

In unserer neuen Mini-Podcastfolge werfen wir einen Blick auf den Konstruktivismus. Wir erklären die Grundprinzipien dieser Theorie und zeigen, wie sie unser Verständnis von uns selbst und der Welt verändern kann.

Hosts: Julia Pouly und Katja Tressel
Musik von ComaStudio
Coverphoto von Julia Pouly @lens_ofthemind 

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Mini-Folge: Konstruktivismus


Was ist Konstruktivismus?

Der Konstruktivismus besagt, dass wir unsere Realität nicht objektiv wahrnehmen, sondern sie aktiv konstruieren. Unsere Wahrnehmung der Welt ist geprägt durch unsere Erfahrungen, Überzeugungen, Hoffnungen und Ängste.

Wenn es eine einzige, wahre Wirklichkeit gäbe, so argumentieren Konstruktivisten, gäbe es vermutlich viel weniger Konflikte – denn wir würden uns alle einig sein. Doch das Gegenteil ist der Fall: Unsere subjektive Wahrnehmung sorgt dafür, dass wir die Welt ganz unterschiedlich sehen und interpretieren.


Warum ist das wichtig?

Ein Beispiel: Dein Kollege verhält sich distanziert und macht mürrische Kommentare.

  • Eine mögliche Interpretation: „Er mag mich nicht, ich habe bestimmt etwas falsch gemacht.“
  • Eine andere Interpretation: „Vielleicht hat er gerade einen schlechten Tag. Es hat wahrscheinlich nichts mit mir zu tun.“

Die Art und Weise, wie wir Situationen bewerten, beeinflusst, wie wir uns fühlen und handeln. Und das Beste daran: Wenn unsere Wahrnehmung konstruiert ist, können wir sie auch verändern.


Der Konstruktivismus im Alltag

Paul Watzlawick, einer der bekanntesten Vertreter dieser Theorie, hat das treffend in seinem Buch „Wenn du mich wirklich lieben würdest, würdest du gerne Knoblauch essen“ beschrieben. Er zeigt humorvoll, wie sehr unsere Überzeugungen und Interpretationen unsere Realität formen.

Ein anderer bekannter Satz von ihm lautet: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“
Unsere Kommunikation – mit uns selbst und anderen – spielt eine zentrale Rolle dabei, wie wir die Welt wahrnehmen und gestalten.


Warum das hilfreich ist

Der Konstruktivismus eröffnet uns die Möglichkeit, unsere Realität aktiv zu hinterfragen und zu gestalten:

  • Perspektivwechsel üben: Welche anderen Interpretationen gibt es für diese Situation?
  • Vergangenes neu bewerten: Wie können wir unsere Erinnerungen so umgestalten, dass sie für uns sinnvoller und hilfreicher werden?
  • Glaubenssätze prüfen: Wann und warum haben wir bestimmte Überzeugungen entwickelt, und sind sie noch nützlich?


Ein praktisches Experiment

Versucht doch mal, in der Familie ein gemeinsames Erlebnis aus der Vergangenheit zu rekonstruieren. Schnell werdet ihr merken: Jeder hat eine eigene Version der Geschichte, und diese Unterschiede zeigen, wie individuell unsere Wahrnehmung ist.


Fazit

Unsere Realität ist keine feste Größe, sondern ein Zusammenspiel von Erfahrungen, Überzeugungen und Interpretation. Diese Erkenntnis gibt uns die Freiheit, unsere Sichtweise zu verändern und die Welt flexibler zu gestalten.

Mit diesem Impuls lassen wir euch heute in den Tag und freuen uns, euch morgen wieder beim Adventskalender zu begrüßen. Bis morgen!




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