Die Psychologinnen: Was ist los im Kopf?

Mini-Folge 19: Werte als Kompass und Entscheidungshilfe

Julia Pouly und Katja Tressel Season 2 Episode 19

Werte sind mehr als nur Worte – sie sind der innere Kompass, der uns durch unser Leben leitet. In unserer neuesten Folge sprechen wir darüber, wie du deine Werte erkennen, definieren und für deine Entscheidungen nutzen kannst.

Egal ob in Krisenzeiten oder beim Setzen von Lebenszielen – wer seine Werte kennt, lebt selbstbestimmter und erfüllter. Hör rein und erfahre, wie Wertearbeit dein Leben bereichern kann!

Eine tolle Hilfe zum Werte definieren findet ihr auf der Webseite von "Ein guter Plan": https://einguterplan.de/werte/ (Stand Dez. 2024)

Hosts: Julia Pouly und Katja Tressel


Musik von ComaStudio
Coverphoto von Julia Pouly @lens_ofthemind


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Minifolge: Werte


Katja Tressel: Willkommen beim Adventskalender von Was ist los im Kopf.

Julia Pouly: Wir sind die Psychologinnen, und heute geht es um Werte und wie diese uns als Kompass in unserem Leben dienen können.

Julia Pouly: Werte sind ein großes Thema. Man könnte sie auch beschreiben als: Was ist dir wirklich wichtig? Was sind die grundlegenden Themen? Was ist dir wichtig?

Katja Tressel: Mhm.

Julia Pouly: Wenn man diese Werte für sich erarbeitet hat, dann fallen viele Dinge leichter, wie zum Beispiel Entscheidungsfindungen.

Julia Pouly: Ich finde, das Bild des Kompasses passt hier gut. Wenn man sich so einpendelt, wird vieles einfach klarer.

Julia Pouly: Es ist sehr wertvoll, sich damit zu beschäftigen, denn es geht wirklich um die Prinzipien, die unser Leben leiten. Was uns wichtig ist und wofür wir stehen wollen.

Julia Pouly: Das ist dann auch eine wichtige Frage: Wenn ich Werte wie Ehrlichkeit, Humor, Kreativität und Nachhaltigkeit als wichtig empfinde, kann ich dann auch ehrlich zu mir selbst sein, wenn ich mich frage: Was lebe ich wirklich gerade?

Katja Tressel: Hm.

Julia Pouly: Und: Was ist eigentlich mein Ziel? Wo möchte ich hin?

Katja Tressel: Genau.

Katja Tressel: Es kann auch ein Entwicklungsschritt sein.

Julia Pouly: Genau. Es ist spannend, sich ehrlich zu fragen: Wenn ich Werte wie Familie, kreatives Schaffen, Freiheit und Flexibilität für mich wichtig halte, dann aber eine 60-Stunden-Woche in der Arbeit habe, die wenig Flexibilität und wenig Kreativität lässt – gibt es dann da eine Kluft zwischen meinen Werten und dem, was ich tue?

Katja Tressel: Mhm.

Julia Pouly: Gibt es da einen Konflikt? Oder lebe ich tatsächlich gegen meine Werte?

Julia Pouly: Genau.

Katja Tressel: Und das finde ich auch schön, weil, wenn ich meine Werte kenne, kann ich größere Entscheidungen entlang dieser Werte treffen. Zum Beispiel: Passt die neue Arbeitsstelle wirklich zu dem, was mir in meinem Leben wichtig ist?

Julia Pouly: Genau. Das hilft besonders, wenn wir in Situationen geraten, in denen wir schnell in den „Ich sollte“-Modus kommen.

Katja Tressel: Mhm.

Julia Pouly: Wenn wir denken, „Das ist jetzt das, was erwartet wird“ oder „Das machen die anderen so“, und „Jetzt müsste ich doch eigentlich…“. Es hilft, dann herauszufinden, ob das wirklich etwas ist, was ich tun möchte oder ob ich mich einfach von äußeren Erwartungen leiten lasse.

Katja Tressel: Das ist der soziale Einfluss, die soziale Prägung.

Julia Pouly: Genau.

Julia Pouly: Ist das, was ich annehme, wirklich das, was ich will? Oder ist das nur das, was von mir erwartet wird, und was machen dann meine Werte aus meinem Leben wirklich lebenswerter?

Julia Pouly: Besonders in unsicheren und stressigen Zeiten können uns unsere Werte wirklich helfen. Es macht aber auch Sinn, sich ruhigere Momente zu nehmen, um sich mit den eigenen Werten auseinanderzusetzen.

Katja Tressel: Ja.

Julia Pouly: Genau. Es gibt auch große Lebensabschnitte, in denen sich Werte verändern können. Was uns als Teenager wichtig war, ist vielleicht nicht mehr so wichtig, wenn wir älter werden. Eine Veränderung durch eine Krankheit oder eine neue Lebensphase, wie eine Familiengründung oder ein Umzug, kann unsere Werte beeinflussen.

Julia Pouly: Es ist also gut, sich hin und wieder mit seinen Werten auseinanderzusetzen. Viele Menschen reflektieren ihre Werte zum Beispiel zum Jahresanfang oder -ende und setzen neue Intentionen für das kommende Jahr.

Julia Pouly: Ich persönlich bin ein großer Fan von Planern, wie dem Ein Guter Plan. Auf deren Website gibt es eine tolle Anleitung, wie man seine eigenen Werte erarbeiten kann: https://einguterplan.de/werte/ Sie bieten eine Liste, aus der man die eigenen Werte auswählt und dann gegeneinander abwägt.

Katja Tressel: Ja.

Julia Pouly: Es ist manchmal nicht so einfach, weil es viele wertvolle Werte gibt.

Katja Tressel: Ja.

Julia Pouly: Wenn ich dann aber eine lange Liste mit Werten habe, hilft mir das nicht unbedingt bei konkreten Entscheidungen. Denn es muss dann wirklich klar werden, was die drei bis fünf wichtigsten Werte sind, die mir in meinem Leben am meisten weiterhelfen.

Katja Tressel: Genau. Und manchmal ergeben sich Werte auch aus anderen Kernwerten. Sie sind miteinander verwandt, sodass man noch einmal schauen kann, ob sich einige von ihnen vielleicht miteinander vereinen lassen.

Julia Pouly: Genau. Und es hilft dann, zu entscheiden: „Was will ich wirklich leben?“ Vielleicht muss ich eine Wahl treffen und einen Wert an erster Stelle setzen.

Julia Pouly: Zum Beispiel, wenn Nachhaltigkeit ein Wert ist und ich gleichzeitig sehr viel reisen möchte, dann wird es einen Konflikt geben, wenn ich sage, dass ich aus Gründen der Nachhaltigkeit nicht fliegen möchte, aber trotzdem alle fünf Wochen an einen exotischen Ort reisen möchte.

Katja Tressel: Hm.

Julia Pouly: In solchen Momenten wird es helfen, den inneren Konflikt vorauszusehen und sich bewusst zu machen, wo die Reibung entstehen könnte.

Katja Tressel: Ja. Es ist hilfreich, in alltäglichen oder größeren Entscheidungen zu überprüfen: Was heißt das konkret für mein Verhalten, wenn ich diesen Wert lebe?

Katja Tressel: Wie gehe ich mit meinem Partner um? Wie gehe ich mit meiner Familie um? Was kaufe ich ein, wenn Nachhaltigkeit ein Wert für mich ist?

Julia Pouly: Das ist ein guter Punkt. Werte wie Kreativität sind erstmal vage. Es gibt viele Wege, Kreativität zu leben und umzusetzen.

Katja Tressel: Ja.

Julia Pouly: Ich muss nicht mein Leben umkrempeln und Malerin werden, um kreativ zu sein. Ich kann in verschiedenen Bereichen kreativ sein – zum Beispiel, wie ich Probleme löse oder wie ich wohne.

Katja Tressel: Ja.

Julia Pouly: Es macht Spaß, sich zu überlegen: Wie kann ich diesen Wert in allen Facetten meines Lebens umsetzen?

Julia Pouly: Wenn Kreativität ein Ziel ist, dann kann ich auch meinen Terminkalender umstellen, um mehr kreative Zeit zu haben. Vielleicht möchte ich dann die Arbeitszeit auf die frühen Morgenstunden legen und den Nachmittag frei haben, um kreative Projekte zu verfolgen.

Katja Tressel: Genau. Manchmal hilft es, kreative Lösungen zu finden, um Werte in den Alltag zu integrieren.

Julia Pouly: Genau. Ich möchte kreative Lösungen finden und das Leben anpassen, um meine Werte umzusetzen, ohne mich von den „normalen“ Erwartungen einzuschränken.

Katja Tressel: Genau. Es macht Spaß, sich diese Gedanken zu machen und sich die Zeit zu nehmen, sie umzusetzen.

Julia Pouly: Ja. Man kann auch unterwegs darüber nachdenken – zum Beispiel während einer Fahrradtour. Aber besonders schön ist es, sich wirklich hinzusetzen, es aufzuschreiben und die Intention mit ins nächste Jahr zu nehmen.

Katja Tressel: Ja.

Julia Pouly: Wunderbar. Dann viel Spaß beim „Werte-Ausfiltern“ und beim Erarbeiten der wirklich wichtigen Werte.

Katja Tressel: Genau.

Julia Pouly: Und wenn ihr euch nicht entscheiden könnt, gibt es immer noch das nächste Jahr, in dem ihr andere Werte leben dürft.

Katja Tressel: Genau.

Julia Pouly: Also bis morgen.

Katja Tressel: Bis morgen.



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